Elektra

 

In diesem Jahr starten wir in die neue Spielzeit mit einem Werk des bekannten Dramatikers Hugo von Hofmannsthal. Aber nicht der Klassiker "Jedermann" soll aufgeführt werden - Elektra, eine Tragödie, basierend auf dem gleichnamigen Werk des griechischen Dichters Sophokles, wird unter der Regie von Falco Blome auf der Bühne zum Leben erweckt.

Es ist gut hundert Jahre her, daß die Elektra des jungen Hofmannsthal in Berlin uraufgeführt wurde. Gerade in der nahen Vergangenheit aber wurde die erschreckende Aktualität des Werkes wieder augenscheinlich.

In Elektras Familie, als Teil des tantalidischen Geschlechts, herrscht die Intimität des Hasses: die Tochter geifert nach dem Tod der Mutter. Die Mutter wüßte ihren gefürchteten Sohn Orest am liebsten tot. Als emotionale Amokläuferin redet Elektra den Rachemord herbei.

So gräbt auf der Bühne Elektra (Christiane Boehlke, ein junger Neuzugang in unserem Verein) das blutige Beil aus, mit dem ihr Vater von ihrer Mutter erschlagen wurde; wagt aber nicht, es sebst zu benutzen, sondern betet, daß ihr Bruder Orest den göttlichen Auftrag ausführen möge. Ihre Schwester Chrysotemis (Andrina Kremer) verweigert die Mithilfe an der Blutrache und versucht - wenn auch vergebens - mit Argumenten der Vernunft und der Liebe Elektra zum vergessen und verzeihen zu bewegen.

Klytämnestra, die Mutter (Tini Fuchs, nach langer Baby- Pause wieder auf der Bühne aktiv), ruft in panischer Angst vor ihrer Tochter und ihrem Sohn die Götter des Olymps an. Doch die Götter, die einen Fluch auf die Familie gelegt haben, bleiben dem mykenischen Familienschlachtfeld fern.

Nachdem Elektra, überwältigt von ihrem Hass, doch das Beil selbst erheben möchte, kehrt Orest (Christoph Schmidt) zurück ...
Ein Ausbruch aus dem wohlgerahmten Antikenbild, aus dem Korsett sophokleischer Mäßigung ist es, was die Tragödie bühnentauglich machte. Hugo von Hofmannsthal wollte der "verteufelt humanen" Iphigenie Goethes ein Stück Aufklärung entgegensetzen. Er hat das Elektra - Material auf den blutrünstigen Kern reduziert.

Ein Stoff aus dem alten Europa, der von den Leidenschaften, dem Hass und der Rache der modernen Welt erzählt. Von dem unbändigen Rachedurst, den Menschen erleiden, die ohnmächtig eine Katastrophe erleben müssen.

Elektra ist ein Stück über den moralischen Fundamentalismus unserer Zeit. Rache läßt keinen Platz für den Einspruch der Vernunft. Oder für die Frage: was kommt nach der Tat?

Zeus:

Zeus, in der griechischen Mythologie Himmelsgott und oberster Herrscher der olympischen Götter, entspricht dem römischen Gott Jupiter.

Zeus war der jüngste Sohn der Titanen Kronos und Rhea und Bruder der Gottheiten Poseidon, Hades, Hestia, Demeter und Hera. Einem Mythos zufolge verschlang Kronos seine Kinder nach der Geburt aus Furcht vor Rivalen. Bei Zeus' Geburt wickelte Rhea einen Stein in die Windeln, den Kronos verschlang. Den jungen Gott brachte sich heimlich nach Kreta, wo er von einer Ziege gesäugt und von Nymphen großgezogen wurde.

In dem sich anschließenden Krieg zwischen Zeus und seinem Vater kämpften die Titanen auf Kronos' Seite, Zeus konnte jedoch mit den anderen Göttern den Sieg davontragen. Die Titanen wurden in die Tiefen des Tartarus verbannt. Von da an herrschte Zeus über den Himmel, während sein Bruder Poseidon das Meer, sein Bruder Hades die Unterwelt als Herrschaftsbereiche erhielt.

In den antiken Werken wird Zeus widersprüchlich dargestellt. Einerseits gilt er als gerechter und milder Gott, der die Schwachen beschützt und die Bösen bestraft. Andererseits verliebt sich Zeus ständig in Frauen und versucht mit allen Mitteln, seine Untreue vor seiner Gattin, seiner Schwester Hera, zu verbergen.

Tantalus:

Sohn des Zeus. Die Götter ehrten ihn mehr als jeden anderen Sterblichen. Er aß an ihrer Tafel auf dem Olymp, einmal besuchten die Götter ihn sogar zum Mahl in seinem Palast. Um ihre Allwissenheit zu erproben, tötete Tantalus seinen einzigen Sohn Pelops und setzte ihn den Göttern zur Speise vor. Doch die Götter durchschauten die Täuschung, erweckten Pelops wieder zum Leben. Als Strafe für die Beleidigung der Götter mußte Tantalus die sprichwörtlich gewordenen tantalidischen Qualen im Tartarus erleiden: Er sollte für immer an einem Baum hängen und Qualen des Durstes und Hungers leiden. Unter ihm befand sich Wasser, doch sobald er sich zum Trinken hinunterbeugte, senkte sich der Wasserspiegel ab. An dem Baum über ihm hingen Birnen, Äpfel, Feigen, reife Oliven und Granatäpfel, aber sobald er nach ihnen griff, blies der Wind die Zweige fort.

Sein Geschlecht wurde von den Göttern verflucht, bis sein Nachkomme Orest durch den Aeropag, das Gericht der Ältestenvesammlung in Athen, von aller Blutschuld freigesprochen wurde.


Pelops:

Sohn des Tantalus. Nachdem sein Vater ihn den Göttern zur Speise vorgesetzt hatte, erkannten alle Götter, bis auf Demeter, die durch den Verlust ihrer Tochter Persephone zerstreut war, die Täuschung des Tantalus. Demeter aber hatte vor Verwirrung ein Stück der linken Schulter des Pelops gegessen, weshalb diese Schulter, nachdem er von den Göttern wieder zum Leben erweckt worden war, durch Elfenbein ersetzt wurde.

Der Fluch der Götter über Tantalus hatte für Pelops keine Wirkung, zog aber seine Kinder in Mitleidenschaft.

Atreus:

Sohn des Pelops und König von Mykene. Das vom Unglück verfolgte Haus des Atreus bekam den ganzen Zorn der Götter zu spüren.

Atreus' Bruder Thyestes verführte die Gattin des Atreus, weshalb Atreus Thyestes verbannte und zwei seiner Söhne aus Rache ermorden ließ. Thyestes dritter Sohn, Aegisthh, ermordete wiederum aus Rache Atreus, womit die Blutschuld der Tantaliden in die nächste Generation weitergegeben wurde.

Aegisthh:

Neffe des Atreus, hervor gegangen aus einem inzestiösem Verhältnis zwischen seinem Vater Thyestes und dessen Tochter Pelopia. Nachdem Aegisthh geboren war, heiratete sein Onkel Atreus seine Mutter Pelopia, ohne zu wissen, daß dies seine Nichte war. Den Sohn von Pelopia, Aegisthh, nahm er an Kindes statt an. Als Aegisthh später seine wahre Identität erfuhr, ermordete er nach Befragung des Orakels von Delphi und auf Drängen des Thyestes seinen Onkel Atreus.

Während Agamemnon, König von Mykene, im trojanischen Krieg kämpfte, wurde Aegisthh der Liebhaber von Klytämnestra, der Frau von Agamemnon. Dieser half er, Agamemnon zu töten und herrschte zusammen mit der Königin sieben Jahre über Mykene, bis er von Orest getötet wurde.

Menelaos:

Sohn des Atreus, König von Sparta und Gatter der Helena von Troja. Als Helena Menelaos verließ, um mit ihrem Geliebten, dem trojanischen Prinzen Paris, nach Troja zu gehen, sammelte Menelaos sein Herr, um sie zurückzubringen.

Unter der Führung Agamemnons segelte er zusammen mit den anderen griechischen Königen nach Troja. Agamemnons Streitmacht hatte viele berühmte griechische Helden unter sich, die bekanntesten waren Achilles, Patroklos, Ajax der Größere, Ajax der Kleinere, Teukros, Nestor, Odysseus und Diomedes.

Nachdem sich die Trojaner weigerten, Helena zurückzugeben, sammelten sich die griechischen Kämpfer in der Bucht von Aulis und fuhren mit 1.000 Schiffen nach Troja. Im zehnten Jahr der Belagerung zog sich Achilles aufgrund seines Zornes auf Agamemnon aus der Schlacht zurück. Um den Tod seines Freundes Patroklos zu rächen, kehrte Achilles jedoch wieder in die Schlacht zurück und tötete Hektor, den wichtigsten trojanischen Kämpfer. Diese Ereignisse bildeten den Stoff für die Ilias des Homer.

Am Ende des Trojanischen Krieges war Menelaos einer der Griechen, die in dem hölzernen Pferd versteckt wurden, um die Stadt zu plündern.

Agamemnon:

König von Mykene und Befehlshaber der griechischen Streitmächte im trojanischen Krieg. Den Fluch der Götter bekam er in der Bucht von Aulis zu spüren, wo er seine Flotte versammelte, um Troja anzugreifen: starke Gegenwinde hielten ihn über Wochen zurück. Um die Winde zu besänftigen, opferte Agamemnon seine Tochter Iphigenie der Göttin Artemis.

Sein Streit mit Achilles um die im trojanischen Krieg gefangen genommene Prinzessin Briseis bildet einen großen Teil der Handlung der Ilias von Homer.

Nach dem Sieg über Troja kehrte Agamemnon triumphierend nach Mykene zurück, wo ihn jedoch seine Gattin Klytämnestra aus Rache für die Ermordung der Iphigenie gemeinsam mit Aegisthh tötete.

Die Geschichte von Agamemnons Tod wird in der ersten Tragödie der Trilogie Die Orestie von Aischylos erzählt.

Klytämnestra:

Agamemnons Gattin, begrüßte ihren aus Troja siegreich heimkehrenden Ehemann zwar mit Liebesbeteuerungen, warf aber im Bad ein Netz über ihn. Ihr Geliebter Aegisthh versetzte Agamemnon einen Schlag mit dem Schwert, und während Agamemnon von dem Schlag betäubt war, köpfte Klytämnestra ihn mit einem Beil.


Iphigenie:

Älteste Tochter des Agamemnon und der Klytämnestra. Als die griechischen Streitkräfte vor dem Trojanischen Krieg bereit waren für die Fahrt nach Troja, hielt ein starker Nordwind die Schiffe im Hafen von Aulis fest. Ein Wahrsager offenbarte, daß die Jagdgöttin Artemis den Gegenwind aus Wut darüber gesandt hatte, daß die Griechen eines der wilden Tiere getötet hatten, das unter ihrem Schutz standt.

Nur durch die Opferung Iphigenies könnte die Göttin besänftigt werden und günstiger Wind für die Flotte aufkommen. Agamemnon stimmte dem Opfer zu und ließ seine Tochter, unter dem Vorwand, daß sie Achilles, den berühmtesten der griechischen Krieger, heiraten würde, aus Mykene kommen. Als die Jungfrau in Aulis ankam, wurde sie auf dem Altar der Göttin gelegt und getötet, woraufhin sich sofort ein günstiger Fahrtwind für die Flotte Agamemnons erhob.

In den Tragödien des Euripides wird Iphigenie nicht geopfert, sondern von der Göttin Artemis, die es nicht duldete, daß man ihren Altar mit Menschenblut beschmutzte, nach Taurus entrückt. Dort wurde Iphigenie Oberpriesterin im Tempel der Göttin Artemis. Nach vielen Jahren wurde sie von ihrem Bruder Orest befreit und kehrte mit ihm nach Mykene zurück.

Elektra:

Nach dem Mord an Agamemnon durch Klytämnestra und ihren Liebhaber Aegisthh brachte Elektra ihren Bruder Orest an den Hof eines Onkels in Sicherheit. Sie selbst blieb in Mykene und lebte in Armut und unter ständiger Aufsicht, während Klytämnestra und Aegisthh das Königreich regierten. Elektra ließ Orest oft Botschaften zukommen, in denen sie ihn daran erinnerte, den Tod des Vaters zu rächen.

Nach sieben Jahren kehrt Orest mit seinem Freund Pylades heimlich nach Mykene zurück. Am Grab des Agamemnon trafen sie Elektra, die Trankopfer darbrachte und die Götter um Rache bat.

Nach Euripides und Sophokles heiratete Elektra später Pylades, Orestes getreuen Gefährten. In dem Einakter von Hugo von Hofmannsthal stirbt Elektra nach dem Tod der Mörder ihres Vaters.

Chrysotemis:

Jüngste Tochter des Königs Agamemnon und Schwester der Elektra. Ebenso wie ihre Schwester unter dem Tod des Vaters leidend, zieht sie den Weg des Vergessens dem der Rache vor.

In ihrer Sehnsucht nach einem lastbefreiten Leben, versucht sie vergeblich, ihre Schwester zur Aufgabe ihres Racheplans zu bewegen und auf eine Versöhnung mit der Mutter hinzuwirken.

Ihre naiven wie vernünftigen Argumente prallen jedoch an der haßverzehrten Elektra ab und können den göttlichen Fluch über die Tantaliden nicht beenden.

Nach der griechischen Überlieferung blieb Chrysotemis nach der Ermordung ihrer Mutter trotz ihrer Sehnsucht nach Familie und Geborgenheit zeitlebens unverheiratet.

Orest:

Sohn des Agamemnon und der Klytämnestra. Er war noch ein Kind, als seine Mutter und deren Liebhaber Aegisthh seinen Vater ermordeten. Orestes ältere Schwester Elektra fürchtete um sein Leben und sandte ihn zu ihrem Onkel Strophios, dem König von Phokis. Dort wuchs er zusammen mit Pylades, dem Sohn des Strophios, auf. Pylades sollte zeitlebens der treue Gefährte von Orest bleiben.

Als er erwachsen wurde, erkannte Orest, daß es seine Pflicht war, den Tod seines Vaters zu rächen. Der Muttermord war ihm jedoch zuwider. Er befragte das Orakel von Delphi und erhielt die Weisung, die beiden Mörder seines Vaters zu töten. Mit Pylades kehrte er nach Mykene zurück und rächte Agamemnons Tod. Daraufhin wurde er von den Rachegöttinnen, den Erinnyen, verfolgt und zog auf seiner Flucht durch viele Länder.

Schließlich ging er auf Geheiß des Gottes Apollon nach Athen, um seinen Fall der Göttin Athene und dem Areopag, der Ältestenversammlung, vorzulegen. Orest erklärte sich des Muttermordes für schuldig, meinte aber, er sei durch sein Leiden von seiner Schuld reingewaschen. Das Gericht nahm seine Rechtfertigung an und sprach ihn frei.

Nach Euripides weigerten sich einige Erinnyen, das Urteil zu akzeptieren und verfolgten Orest weiter. In seiner Verzweiflung rief er erneut das Orakel von Delphi an. Er bekam die Anweisung in das Land der Taurer zu reisen und das heilige Bild der Artemis aus dem dortigen Tempel zu stehlen. Mit Pylades ging er zu dem Tempel und entdeckte, daß die Priesterin seine Schwester Iphigenie war, die er für tot gehalten hatte. Mit ihrer Hilfe stahlen Orest und Pylades die heilige Statue und kehrten mit ihr nach Mykene zurück.

Damit war der Fluch über das Geschlecht der Tantaliden aufgehoben.

Hugo von Hoffmannsthal

Hofmannsthal wurde am 01.02.1874 in Wien geboren und studierte Rechtswissenschaften und Romanistik an der dortigen Universität. Bereits mit 16 Jahren veröffentlichte er unter dem Pseudonym Loris erste Gedichte und seine "Dramatische Studie" Gestern.

1901 zog sich Hofmannsthal aus dem Wiener Gesellschaftsleben in das nahegelegene Rodaun zurück. Unter dem Eindruck einer schweren inneren Krise formulierte er 1902 seine Zweifel am Genügen der Sprache als Kommunikatiosnmittel im sogenannten Chandon - Brief (Die abstrakten Worte ... zerfielen mir im Mund wie modrige Pilze“) und bemühte sich von da an verstärkt, seinen Lyrismus zu überwinden.

Unter dem Einfluß Friedrich Nietzsches und der Psychoanalyse Sigmund Freuds wandte er sich der antiken und christlich- abendländischen Tradition zu; es entstanden Werke wie "Elektra", "Jedermann" und "Der Schwierige". Hofmannsthal Zusammenarbeit mit Richard Strauss, der das Drama "Elektra" vertonte, war wegweisend für das neuere Musiktheater.